Therese Cohn

Therese wurde am 7.6.1880 in Reckenroth (Hessen) als Tochter von Lazarus Marcus Grünebaum und Lisette Grünebaum geb. Löwenberg geboren. Sie besuchte die höhere Schule und die Handelssschule.

Sie heiratete den fünf Jahre älteren Emil Scheuer in Bad Soden und hatte zwei Töchter, Else (1906) und Erna (1910). Emil ging im September 1912 in den Freitod.

Danach heiratete sie 1920 den 13 Jahre älteren Abraham Cohn. Ihr Schwiegervater Julius Scheuer war zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits 75 Jahre alt und überschrieb die Grundstücke seinem Schwiegersohn Abraham, seinen Töchtern Rosa und Therese sowie seinen Enkelinnen Else und Erna.

In der Reichspogromnacht am 10.11.38 wurde ihre Wohnung in der Alleestr. 24 demoliert, Dokumente vernichtet, die Möbel unbrauchbar gemacht und die Reste aus dem Fenster auf den Hof geworfen. Sämtliche Wertgegenstände wie Bargeld, Wäsche, Kleidung, Pelze, Schmuck und Silberzeug wurden gestohlen. Der Gesamtschaden belief sich auf ca. 8.000 RM – damals ein kleines Vermögen. Obwohl damit ihr Vermögen unter 5.000 RM gesunken war, wurde ihr die 20% „Judenabgabe“ nicht erlassen, da die Grundstücke noch verkauft werden mussten.

Die Familie Cohn zog daraufhin 1939 nach Frankfurt in die Lersnerstr. 34. Hier wohnte sie zusammen mit ihrer Tochter Else und dem Enkel Siegbert.

Ab Oktober 1941 begannen auch in Frankfurt die Deportationen. Eine der Deportationen speziell für jüngere Juden war ab dem 11.6.1942 vorgesehen. Gerüchte darüber und über die Folgen kursierten schon lange vorher in der Stadt. Am 14.6.1942 nahmen ihre Tochter Else mit ihrem Enkel Siegbert in der Wohnung Schlaftabletten. Sie wurden bewusstlos in das Israelitische Krankenhaus gebracht, wo sie verstarben. Abraham und Therese bestatteten beide auf den Frankfurter jüdischen Friedhof.

Am 1.September 1942 wurde sie mit der älteren Generation nach Theresienstadt deportiert und dort am 6.3.1944 umgebracht.

Ihr letzter frei gewählter Wohnort war in Bad Soden, Alleestr.24.

 

Artikel im Höchster Kreisblatt 19.5.2019