Die Nationalsozialisten verfolgten nach der „Machtergreifung“1933 nicht nur die jüdische Bevölkerung, sondern auch viele andere Menschen, die nicht zu ihrer Ideologie „passten“. Dazu gehörten auch die politischen Gegner. Freie Meinungsäußerung wurde verfolgt, Parteien wie die SPD und KPD verboten, freie Gewerkschaften zerschlagen, demokratisch gewählte Gremien aufgelöst, etc .
In der Region Rhein/Main wurde von SPD-Mitgliedern eine Widerstandsgruppe gebildet, der auch mehrere mutige Männer aus Bad Soden angehörten. Zu dieser Gruppe gehörte Johann Malinowski.
Johann Malinowski wurde 1883 in Höchst geboren. Er war von Beruf Schlosser. 1904 heiratete er Frau Lise Kühfuß. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Ab 1913 lebte die Familie in Bad Soden. Johann Malinowski musste als Soldat in den ersten Weltkrieg ziehen. Früh trat er in die Gewerkschaft, den „Deutschen Metallarbeiterverband“ und in die SPD ein. Von 1923 bis zur Absetzung 1933 gehörte er der Gemeindevertretung von Bad Soden an.
Die Zeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten begann 1933 mit „Schutzhaft“ und täglicher Meldepflicht bei der Polizei. 1935 wurde Johann Malinowski wegen der Teilnahme an der SPD-Widerstandsgruppe verhaftet. Die vom Gericht verhängte Haftstrafe von 1 Jahr und acht Monaten verbüßte er zunächst im Gefängnis Frankfurt-Preungesheim und ab März 1936 im KZ Börgermoor, in dem er unter schrecklichen Umständen Zwangsarbeit verrichten musste. Durch Folter wurde ihm der Unterkiefer gebrochen. Er konnte gesundheitlich schwer angeschlagen überleben und wurde im Juni 1937 entlassen. Doch die Schikanen der Nazis gingen auch danach in Bad Soden weiter.
Johann Malinowski war ein Mann mit festen Grundsätzen und großer Charakterstärke. Wichtig waren ihm Gerechtigkeit, Solidarität, Mitmenschlichkeit. So setzte er sich nach Ende der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten wieder in der Bad Sodener Gemeindevertretung ein und wurde 1952 in den Magistrat berufen. Er erhielt von der Stadt Bad Soden zahlreiche Ehrungen. 1960 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Die letzte freiwillig gewählte Adresse vor der Verhaftung war Sulzbacher Str. 8.
- Artikel zur Stolpersteinverlegung im Höchster Kreisblatt 22.10.18
- Artikel zur Stolpersteinverlegung in der Bad Sodener Zeitung 24.10.18
- Beitrag in der Festschrift „100 Jahre SPD“ 9/2006